Kambodscha sucht den Superstar
Nachdem für uns dieses Jahr Weihnachten bereits am 23. Dezember (durch die Reparatur unseres Rahmens) stattfand, verlassen wir Stung Treng am 24. Dezember. Zuerst überqueren wir auf einer überfüllten Fähre ein letztes Mal den Mekong. Hier werden wir auch mit der traurigen Seite Kambodschas konfrontiert. Ein Junge auf dem Boot, wohl so um die zwölf Jahre alt, sucht den Kick, indem er Benzin schnüffelt. Sein Gesicht weist bereits Verätzungen auf und sein Blick wirkt absolut leer.
Auf der anderen Seite des Mekongs erwartet uns eine Fahrt durch Gegenden, welche sehr selten von Westlern besucht werden. Öffentliche Busse gibt es bis anhin nicht, und wer kein eigenes Transportmittel hat kommt nur per Anhalter dort hin. Die Strasse ist am Anfang noch eine Piste, aber nach 10 Kilometern geniessen wir eine neu gebaute Teerstrasse. Immer wieder fahren wir an kleinen Dörfern vorbei. Die Leute leben hier äusserst einfach und wir sind die Attraktion. So bald wir entdeckt werden wird gerufen und wild gewunken. Unsere Backenmuskeln erhalten ein Intensivtraining, da wir aus dem Strahlen kaum rauskommen.
Dank Heidi und Markus (2roadrunners-on-tour.at) wissen wir, dass nach ca. 80 Kilometern in Chhep ein Guesthouse auf uns wartet. Als wir dort ankommen ist davon aber nichts zu sehen. Nach mehrmaligem Nachfragen finden wir schliesslich die Bretterbude, wo wir Weihnachten verbringen werden. Im Dorf machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant und gönnen uns ein Festessen aus verschiedenen Gemüsen und Reis. Auf dem Rückweg entdecken wir einen grellen Laserstrahl, welcher die ganze Dorfbevölkerung anzieht. Auch uns. Und was uns dort erwartet ist ein Highlight der besonderen Art. Es findet ein Open Air statt, wohl die Suche nach dem nächsten Superstars Kambodschas. Das Gelände gleicht einem Jahrmarkt. Es wird eifrig mit Pfeilen auf Ballone geschossen und auch im Büchsenschiessen kann man sich messen. Die Preise: Plüschtiere, Geschirrsets, Fotorahmen, Waschpulver, Plastikspielzeug und Big Cola, die kambodschanische Variante von Coca Cola. Wir werden gerade Zeugen des Soundchecks. Wobei gecheckt wird hier wohl nur die Lautstärke der Lautsprecher. Einfach mal voll aufdrehen und schauen was die Boxen so hergeben. Ein paar Dezibel weniger würden es auch tun und der Sound käme erst noch ohne zu überschlagen zu uns rüber. Egal, den Kambodschanern gefällt es und wir schätzen uns glücklich, dass wir die Möglichkeit haben, einen Einblick in die lokale Konzertkultur zu erhalten. Genau solche Sachen machen das Reisen für uns zu einem speziellen Erlebnis.

Um 20:30 Uhr geht das Konzert endlich los. Ich glaube den nächsten Superstar Kambodschas haben sie in diesem Dorf nicht gefunden. Dies scheint auch das Publikum zu denken. Applaudiert wird nämlich nicht. Selbst Daniel Kübelböck war ein unglaublich begabter Sänger gegenüber dem, was wir hier zu hören bekommen. Nach drei Songs haben wir uns und unsere Ohren genug gequält. Wir schleichen als erste vom Gelände, auf der Suche nach Erholung. Doch unser Guesthouse liegt ziemlich nahe am Partygelände, und so dringen noch bis Mitternacht schiefe Töne durch die lückenhafte Bretterwand unseres Verschlags.
Die nächsten Tage besuchen wir die Tempelanlagen von Koh Ker und Beng Mealea, welche auf dem Weg nach Siem Reap liegen. Wunderschöne Ruinen und im Gegensatz zu Angkor Wat noch kaum von Touristen besucht. Wirklich sehr lohnenswert. In Siem Reap schliessen wir uns dann wieder den Touristenmassen an und besuchen die weltberühmten Tempelanlagen von Angkor Wat.
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