China II

5.3. - 30.4.14

Statistik China II

  1. 57 Tage im Land
  2. 48 Nächte in Hotel
  3. 1 Nacht bei Privat
  4. 8 Nächte im Zelt
  5. 24 Tage im Sattel
  6. 1483 km / 19283 hm
  7. Keine Pannen

Überwältigt

Nichts konnte uns auf diesen Anblick vorbereiten. Erschlagen und schlicht überwältigt stehen wir beim Parkplatz in Larung Gar und schauen auf die Klosteranlage. Eine kleine Herberge reiht sich an die andere. Tausende. Die ganze Hügelkette ist übersät mit einfachen Unterkünften. ​

Wir können unser Glück kaum fassen, dass wir dies erleben dürfen. Die Anlage ist in keinem Reiseführer erwähnt. Unser Glück heisst Nick und ist ein chinesischer Reisender, welchen wir im letzten Oktober in Labrang kennen gelernt haben. Dort erzählte er uns von der Klosteranlage Larung Gar. Sofort wussten wir: da wollen wir hin. Die Anlage war lange für Touristen gesperrt. Dies erklärt auch, warum sie nirgends in den bekannten Reisebüchern erwähnt ist. Auch als wir uns von Sertar aus zur Klosteranlage aufmachen, wissen wir nicht, ob wir diese tatsächlich betreten dürfen. Umso grösser ist die Erleichterung, als wir Larung Gar erreichen und sich uns kein Polizist in den Weg stellt.​

Die Klosteranlage gilt als die Grösste auf dem tibetischen Plateau. Offiziell ist die Anlage im Moment noch für 8’000 Nonnen und Mönche zugelassen. Inoffiziell wohnen aber über 40’000 Personen in der Anlage. Im Jahr 2002 fürchtete die Provinzregierung in Chengdu, dass die Klosteranlage einen zu grossen buddhistischen Einfluss auf die chinesische Bevölkerung der Umgebung nehmen könnte und begann damit, Nonnen und Mönche aus der Anlage zu vertreiben und die Gesamtzahl der Bewohner auf 8’000 zu beschränken. Dies führte natürlich zu Widerständen und erklärt auch, warum die Anlage für Touristen lange Zeit gesperrt war.​

​Die Bewohner leben in sehr einfachen Verhältnissen. Die kleinen Hütten verfügen über kein fliessend Wasser. Alle paar hundert Meter gibt es ein grösseres WC-Haus, aus welchem es fürchterlich stinkt. Daher erledigen viele ihr Geschäft gleich davor. Gekocht wird häufig mit Sonnenenergie. Dazu nehmen sie einen Spiegelreflektor zur Hilfe, welcher die Wärme auf die Pfanne umleitet. Unvorstellbar für uns ist, wie die Nonnen und Mönche die Winterkälte in den einfachen Behausungen überstehen. Die Anlage befindet sich auf einer Höhe von 4’000 Metern über Meer und die Durchschnittstemperatur im Winter liegt gemäss verschiedenen Quellen bei ca. -25 Grad Celsius, wobei Spitzen bis -40 Grad möglich sind.

Beim Mittagessen in der Klosterkantine kommen wir mit einigen Nonnen ins Gespräch, die alle gut Englisch sprechen. Ihr Alltag ist sehr strukturiert und nebst Schule, beten und meditieren bleibt ihnen kaum Zeit für Freizeitaktivitäten. Trotzdem machen sie einen äusserst glücklichen Eindruck. Wir werden noch gewarnt, nicht zu viel Mittagessen zu schöpfen, denn Resten dürfen keine stehen gelassen werden. Was übrig bleibt muss mitgenommen werden.​

Der Besuch in Larung Gar versöhnt uns auch definitiv mit dem tibetischen Buddhismus. Hatten wir bei unserem ersten Besuch in Osttibet bei den Klosteranlagen von Labrang und Tongren oft das Gefühl, dass es den Mönchen nur ums Geld geht, spürten wir in Litang und Larung Gar eine wirklich tiefe Verbundenheit der Mönche zu ihrem Glauben. ​

Für andere Reisende, welche diese Anlage besuchen wollen, können wir die Webseite www.thelandofsnows.com empfehlen. Dort finden sich aktuelle Informationen zur politischen Lage und zahlreiche Reisetips in der Region. Für uns war der Besuch von Larung Gar ein absolutes Highlight der bisherigen Reise. Danke Nick für den Tip!​

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