Kroatien

19.10. - 9.11.12 Statistik

Statistik Kroatien

  1. 22 Tage im Land
  2. 7 Nächte in Unterkunft
  3. Keine Nächte Privat
  4. 15 Nächte im Zelt
  5. 17 Tage im Sattel
  6. 757 km / 8310 hm
  7. Keine Pannen

Unsere Route auf Google maps

Geduld, Geduld

Wir erleben momentan so viel, dass wir noch keine Zeit hatten, unseren Blog zu aktualisieren. Wir holen dies so schnell wie möglich nach!

Post(en)lauf

Auf so einer Reise kommt es auch ab und an zu Materialschäden. Leider mussten wir in Österreich feststellen, dass sich bei einer unserer Schlafmatten eine Trennwand gelöst hatte und sich eine komische, beim Schlaf störende Wölbung bildete. Wir kontaktierten den Hersteller mit dem Problem und erhielten sofort die Antwort, dass sie uns eine Ersatzmatte schicken werden. Diese wurde postlagernd per DHL nach Rijeka in Kroatien gesendet.

Als wir am Freitag gegen Mittag in Rijeka einfuhren suchten wir trotz Hunger zuerst das DHL Office auf. Leider wussten sie dort nichts von unserer Schlafmatte. Doch der hilfsbereite Mitarbeiter hatte eine Idee und rief bei der Zollstelle der Post an. Es war Mittags um 12:30 Uhr. Niemand nahm das Telefon ab. Er gab mir die Adresse und meinte, dass ich sicherlich vor 15:00 Uhr dort sein solle, weil die Beamten jeweils früh Feierabend machen werden. Ok, dachten wir uns, aber zuerst wird etwas gegessen. Danach begann ein Post(en)lauf quer durch die drittgrösste kroatische Stadt. Wir wurden von einer Poststelle zur nächsten geschickt. Sightseeing mal anders. Ich glaube ich kenne jetzt jede einzelne Poststelle in Rijeka. Irgendwann fand man dann doch eine Spur unserer Schlafmatte und wir wurden wieder zur Post gelotst, bei welcher unsere Suche begonnen hatte. Dort sollte die Matte in der Zollstelle festhängen. Es war bereits 14:30 Uhr und die Zeit drängte langsam, wollten wir nicht ein ganzes Wochenende in der Stadt festsitzen. Kurz vor 15:00 Uhr schafften wir es zur Zollstelle und freuten uns schon. Doch weit gefehlt, man erklärte uns, dass die Zollbeamten jeweils von Montag bis Freitag von 08:00 Uhr bis 13:00 Uhr arbeiten. Was für ein Herrenleben. Mein neuer Traumberuf: kroatischer Zollbeamter.

Wir entschlossen uns aus der Stadt rauszufahren und das Weekend auf der Insel Krk zu verbringen. Am Montag fuhr ich 1.5 Stunden per Bus zurück nach Rijeka und nach 10 Minuten Wartezeit auf der Zollstelle erhielt ich die Matte ohne irgendein Problem. Keine Ahnung weshalb sie überhaupt auf der Zollstelle gelandet ist. Hauptsache wir haben sie und können wieder ohne störende Wölbung schlafen und vom neuen Leben als kroatische Zollbeamten träumen.

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Arme Radler?

Nach einem anstrengenden Tag mit Gegenwind erreichen wir kurz vor Trogir einen Campingplatz, welcher gemäss Internet offen sein sollte. Doch leider war diese Information falsch und der Chef des Platzes gibt uns zu verstehen, dass schon Winterferien herrschen. Wir dürfen trotzdem auf dem Platz zelten, müssen aber auf die erhoffte Dusche verzichten. 

Als wir unser Abendessen vorbereitet haben und unsere Spaghetti Carbonara verschlingen wollen kommt ein älterer Herr vorbei und will mit uns sprechen. Unsere Essversuche ignoriert er gekonnt und spricht ununterbrochen auf uns ein. Er will wissen woher wir kommen, was wir vorhaben und erzählt, wie viel besser doch früher alles war. Irgendwann fragt er uns ob wir eigentlich arm seien, dass wir mit dem Fahrrad reisen. Alle anderen seien mit dem Wohnwagen unterwegs. Eine spannende Frage, denke ich. Dabei fühle ich mich extrem reich und privilegiert, dass ich die Chance habe die Welt per Rad zu entdecken und so mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Bis jetzt wollte ich auf jeden Fall mit keinem Wohnwagentourist tauschen. Sei der Berg noch so steil, der Regen noch so stark oder die Strasse noch so schlecht gewesen. Bis jetzt habe ich es keine Sekunde bereut mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Nicht einmal dann, wenn ich wegen eines geschlossenen Campings mal wieder auf meine wohlverdiente Dusche verzichten muss. 

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Entlarvt

In Split quartieren wir uns auf einem Campingplatz etwas ausserhalb der Stadt ein und fahren jeweils mit dem Bus ins Zentrum. Für die Anstrengungen der letzten Tage werden wir mit schönen Altstadtgassen, leckerem Essen und spannenden Begegnungen mit anderen Reisenden entschädigt.

Wie schon vor gut 3 Jahren in Ladakh ist es wieder eine rote Ortlieb Lenkertasche, welche zwei Touristen als Tourenfahrer entlarvt. Wir kommen mit Mileen und Tim ins Gespräch, ein Pärchen aus Belgien auf einer Radreise durch Europa. Beim zweiten Treffen und einem Glas lokalem Wein entschliessen wir uns, am nächsten Morgen nicht wie geplant der Küstenstrasse zu folgen, sondern mit ihnen einen Abstecher auf die Insel Hvar zu machen.

Split entpuppt sich als Nest für Reisende. Bis die Fähre nach Hvar am Nachmittag los legt, legen wir einen Rekord an spannenden Reisebekanntschaften hin: eine Holländerin mit vollbepacktem Rad auf Balkanreise, Nathalie & Stephanos mit ihrem umgebauten Bus auf Europareise, die zwei Radler Manu & Jonathan aus Wien auf dem Weg nach Baku und zu guter Letzt die zwei französischen Tourenfahrer Jean-Charles und Benjamin auf 3-jähriger Weltreise. Vor lauter Plaudern kommen wir so in Verzug, dass wir gar keine Zeit mehr haben unser Mittagessen zu besorgen und gerade noch rechtzeitig die Fähre entern.

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Freiflug nach Hause

Wir grüssen euch aus dem extrem windigen Split. Alena hat gestern Abend gemeint, dass sie mit samt dem Zelt einen Freiflug zurück in die Schweiz kriegt. Aus lauter Angst hat sie sich ganz fest an mich geklammert. Als ob dies was helfen würde, aber mir hat‘s gefallen. Und natürlich habe ich das Zelt fest verankert, so dass keine Gefahr eines Abfluges bestand. Aber das braucht Alena nicht zu wissen. Freue mich schon auf die nächste Klammerattacke. Da es heute noch immer ziemlich windet, haben wir uns entschieden hier nochmals einen Tag Pause einzulegen und erst morgen weiterzureisen. Alena arbeitet nun an unserer Webseite und ich geniesse den Tag beim Lesen und etwas Büroarbeit. Schön ist doch das Radlerleben.

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Eine hvare Freude

Hvar gefällt uns von den 4 bereisten Inseln mit Abstand am besten. Auch hier ist es touristisch, klar. Und auch hier hin (wie auch in die übrigen Teile Kroatiens) würden wir nicht in der Hauptsaison reisen wollen. Nun scheint die Insel aber zu schlafen. Wir geniessen die Fahrt vorbei an Olivenhainen, wildem Rosmarin und Salbei, verblühten Lavendelfeldern, steilen Klippen und tausenden von Steinmauern. Die Schönheit der Insel mag sogar über die vielen Höhenmeter hinwegtrösten. Jeden Abend finden wir einen wunderschönen Platz zum zelten, geniessen das wärmende Lagerfeuer und die Gesellschaft von Mileen und Tim. 

Die beiden sind Mitglied in einem Jugend-Naturclub und haben ein enormes Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt. Es wir mir während diesen Tagen so richtig bewusst, dass wir uns das lezte Jahrzehnt viel zu sehr mit Arbeit und viel zu wenig mit Natur beschäftigt haben. Höchste Zeit, dies mit unserer Reise nachzuholen! 

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Stoff für ein Buch

Tim und Mileen erzählen uns von einem Warmshowers Host 30 Kilometer von Dubrovnik entfernt, welcher einen Campinplatz und eine Dusche mitten in einem Naturpark anbietet. Tönt super, finden wir und machen es auch den beiden Österreichern Manu und Jonathan schmackhaft. 

Für die Strecke benötigen wir viel mehr Zeit als wir angenommen haben. Die Karte zeigte eine Flachetappe an, aber leider werden wir von einem stetigen Auf und Ab überrascht. Wir schaffen es noch knapp vor dem Eindunkeln nach Mikulici und werden herzlich von Marko begrüsst. Er weisst uns auf einen Platz etwa 70 Meter oberhalb seiner Unterkunft und meint, dass wir dort unser Zelt aufstellen sollen. Der ganze Park hat leider ziemlich stark unter einem Sturm vor ein paar Tagen gelitten und sieht stark mitgenommen aus. 

Marko lädt uns zum Kochen des Abendessens in seine Unterkunft ein. Sofort beginnt er uns aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Mit 17 floh er zusammen mit vier Kollegen per Ruderboot aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Italien. Danach gelangte er über Umwege nach Kanada. Er bezeichnet sich selbst als Revolutionär und erzählt uns Geschichten, welche er zusammen mit Fidel Castro und Che Guevara erlebt hat. Zudem erzählt er uns von verschiedenen Projekten. Einmal organisierte er Segelbootausflüge für Touristen auf seinem eigenen Boot. Dieses wurde aber im Krieg zerstört. Dann baute er an einer Hochsicherheitsjacht. Aber bevor diese fertig war stieg der Partner aus und das Projekt ging den Bach runter. Momentan arbeitet er an einem Schmalspurbahnprojekt in den kroatischen Bergen. 

Es war ein spannender und interessanter wenn auch etwas gar verrauchter Abend. Wenn nur die Hälfte der Geschichten stimmt, sollte Marko ein Buch über sein bewegtes Leben schreiben. 

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