Laos

18.11. - 22.12.2013 Statistik

Statistik Laos

  1. 34 Tage im Land
  2. 34 Nächte in Unterkunft
  3. Keine Nächte Privat
  4. Keine Nächte im Zelt
  5. 21 Tage im Sattel
  6. 1672 km / 11313 hm
  7. 6 Pannen

Unsere Route auf Google maps

Geduld, Geduld

Wir erleben momentan so viel, dass wir noch keine Zeit hatten, unseren Blog zu aktualisieren. Wir holen dies so schnell wie möglich nach!

Zurück im Westen?

Wenn wir in China westliche Touristen antrafen, dann wurde immer freudig gewinkt, oft tauschte man seine Erfahrungen in einem längeren Gespräch aus. Kurz nachdem wir in Boten den Grenzübergang nach Laos überquert hatten, erblickten wir zwei Motorradfahrer. Freundlich winkten wir den beiden zu. Keine Reaktion, in einer Staubwolke flogen sie an uns vorbei. “Was sind denn das für zwei?” dachten wir uns. Wenig später rollten zwei weitere Westler auf ihren gemieteten Rollern an uns vorbei. Auch hier kein Winken, kein Erfahrungsaustausch, nichts. Bis Luang Prabang wiederholte sich diese Szene oft.

Die Strasse nach Luang Prabang war äusserst anstrengend. Kurz nach der Grenze fuhren wir auf bester, von Chinesen erstellter Strasse. Nach Oudomxay änderte sich das Bild aber schlagartig. Die Strasse stieg stark and und wurde immer schlechter. In der Regensaison wurde die Strasse wohl öfters überschwemmt und verwandelte sich in eine Schlammpiste. Da es am Morgen früh noch heftig regnete verschoben wir unsere Abfahrtszeit um zwei Stunden, was sich als grosser Fehler herausstellte. Für die 80 Kilometer lange Strecke brauchten wir wegen den Steigungen und der schlechten Strassenqualität viel länger als wir eingeplant hatten. Zu guter Letzt explodierte auch noch unser Pneu in einem lauten Knall. Kurz vor Eindunkeln blieb uns nicht mehr viel anderes übrig, als Autostopp zu machen und uns von einem Lieferwagen nach Pakmong chauffieren zu lassen.

Spätestens in Luang Prabang wurde uns dann auch bewusst, in was für einer Touristenhochburg wir angekommen sind. Nach etlichen Ländern, welche in der Beliebtheitsskala der Westler weit hinten stehen und nur selten bereist werden, sind wir hier in Laos in einer Backpackerhochburg gelandet. In der Stadt erblickt man vor lauter Touristen kaum Einheimische. Dies hat aber auch den Vorteil, dass es nur so von kulinarischen Highlights wimmelt. Wann hatten wir das letzte Mal eine Pizza aus dem Holzofen? Oder wo assen wir das letzte Baguette? Bei Kaffee und Kuchen tauschen wir uns mit zahlreichen Langzeitradlern (PAonTour, furt.ch, 2Roadrunners, Schirmis) aus und geniessen den Luxus. Amüsiert beobachten wir auch die vielen Touristen. Wir wissen nun, dass im letzten Sommer in Europa wohl Hotpants aus Jeansstoff wieder mal en vogue waren. Die Damen scheinen noch nichts von Malaria gehört zu haben, ansonsten würden sie wohl nicht so rumlaufen. Uns soll es recht sein. Bei so viel frei gezeigten Pobacken werden die lästigen Mücken sich wohl nicht die Mühe machen, um bei uns anzusaugen.

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Die tägliche Gefahr

​Stellt euch vor ihr müsstet auf dem Weg zur Schule, auf dem Weg zum Markt, zu Besuchen, während der Arbeit - ja eigentlich fast jederzeit - damit rechnen, von einer Landmine in die Luft gejagt zu werden. Für viele Laoten ist dies keine Szene aus einem Horrorfilm, sondern es ist eine reale Gefahr, mit der sie jeden Tag leben müssen.

Laos ist in der Weltgeschichte das am meist bombardierte Land pro Kopf. Während dem Vietnamkrieg zwischen 1964 und 1973 haben die USA in geheimen Angriffen ungefähr 2 Millionen Tonnen Bomben über diesem Land abgeworfen - mehr als im gesamten Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Japan zusammen. Insgesamt wurden über 580’000 Artillerieeinsätze geflogen: ein Einsatz alle 8 Minuten, 24 Stunden lang, über 9 Jahre hinweg. Und das, obwohl Laos nie mit einem anderen Land im Krieg stand. Die USA hatten es unter anderem auf das Wegenetz abgesehen, welches die Vietnamesen durch laotisches Gebiet gebaut haben, um den Süden Vietnams mit Waffen zu versorgen: den Ho Chi Minh Pfad. Allein die Schäden an der Zivilbevölkerung während dieser Zeit sind nicht zu fassen. Aber die Auswirkungen auf das Leben der Laoten noch 40 Jahre danach sind absolut haarsträubend.

Die Organisation UXO LAO beschäftigt über 1’000 Leute und entfernt jährlich 65’500 sogenannte Bombies, die in Streubomben enthalten sind. Streubomben werden aus dem Flugzeug abgeworfen, öffnen sich im Fall und geben Hunderte kleine Bomben frei. Die rund 680 Bombies, die ein solcher Kanister enthält, decken eine Fläche von zwei bis drei Fussballfeldern ab. Andere Typen, die über Laos abgeworfen wurden, enthielten bis zu 4’800 Stück. Eine einzelne Kugel in der Grösse einer Faust hat eine Reichweite von 30 Metern. Wer sich per Zufall in diesem Gebiet aufhielt, hatte praktisch keine Chance. Und noch heute kommt fast täglich ein neues Opfer dazu. Von den 260 Millionen Bombies sind 30% nicht explodiert, ca. 80 Mio. liegen noch in Laos verstreut und verseuchen grosse Teile des Landes. 15 der 17 Provinzen sind noch immer stark kontaminiert, 25% der Dörfer noch nicht gesäubert. Jährlich werden noch immer 300 Menschen getötet oder verstümmelt. Laut Hochrechnungen wird es noch mindestens 100 Jahre dauern, bis das Land von diesen Streubomben befreit ist.

Karte: basierend auf United States Air Force (USAF) bombing data. Jeder rote Punkt repräsentiert ein Artillerieeinsatz. Alle zusätzlichen Angriffe anderer Truppen oder das Resultat von Bodenkämpfen ist darin nicht enthalten.

Die Auswirkungen sind auch für die wirtschaftliche Entwicklung des ganzen Landes enorm. Die am stärksten bombardierten Gebiete sind die ärmsten des ganzen Landes (41 von den 46 ärmsten Distrikten). Und sie werden es noch lange bleiben, da nur langsam neue Flächen für die Landwirtschaft genutzt werden können. Während der Regenzeit können in bereits gesäuberten Abschnitten jederzeit tief versteckte Bomben an die Oberfläche getragen werden. Die Gefahr lauert also auch im eigenen Reisfeld, auf der Lehmstrasse oder auf dem Schulhof. Der Ausbau von Infrastruktur wie Strassen oder Telekommunikation wird erschwert oder ist nicht möglich. Zusätzlich sind noch heute grosse Flächen Land und Wasser durch Entlaubungsmittel wie z.B. Agent Orange verseucht. Noch immer werden Kinder mit Missbildungen geboren.

Neben der emotionalen Belastung bedeutet der Verlust oder die Verstümmelung eines Familienmitgliedes eine riesige finanzielle Bürde. Arbeiten müssen von der Familie übernommen werden, was das ohnehin tiefe Einkommen noch verringert. Der jährliche Ertrag eines Bauern beträgt ungefähr 300 US Dollars. So erstaunt es nicht, dass sich viele Familien für 12 US Dollars auf dem Markt einen Metalldetektor kaufen, um damit auf die Suche nach Wertmetall zu gehen. Viele der Blindgänger (UXO) sind aus Qualitätsstahl hergestellt oder enthalten Kupfer - ein gefragtes Material in und um Laos. In Touristengebieten werden die UXO auch in Hotels und Shops ausgestellt. Das alles treibt den Marktwert in die Höhe und der Anreiz, zum schnellen Geld zu kommen, ist oft grösser als der nötige Respekt vor dem Tod oder der Verstümmelung. Ein Stück weit verständlich, wenn man bedenkt, dass ein Bauer mit einer Bombe von 300 Kilogramm auf einen Schlag bis zu 200 US Dollars einnimmt. So nehmen die Menschen in äusserster Armut grosse Risiken in Kauf, um genügend Lebensmittel für die Familie kaufen zu können. Auch wenn er offiziell verboten ist, boomt der Schrotthandel in Laos, und die meisten Unfälle mit Blindgängern passieren bei solchen Aktionen. Besonders tragisch ist auch, dass viele Bomben wie Spielzeug aussehen und Kinder sie als solches missdeuten.

Aus diesem Grund beinhaltet die Arbeit der UXO LAO nicht nur die Säuberung, sondern auch die Aufklärung der Leute in den Schulen und Dörfern. Eine weitere Aufgabe besteht in der Herstellung von massgeschneiderten Prothesen und in der Rehabilitation von Überlebenden im Center of Medical Rehabilitation in Vientiane.

Alle Informationen stammen aus dem UXO Laos Visitor Center in Luang Prabang und dem COPE Visitor Centre (sehr informative Webseite!) in Vientiane. In unseren Augen ist der Besuch dieser Zentren ein absolutes Muss für jeden Laosreisenden. Sie sind sehr schön gestaltet und bieten einen umfassenden Einblick in die tragische Vergangenheit dieses friedlichen Landes. Spenden werden dringend benötigt und können auch online getätigt werden.

Wir legen euch ausserdem ans Herz, euch 50 Minuten Zeit zu nehmen und den erschütternden ARTE Dokumentarfilm Amerikas geheimer Krieg zu schauen. Danke Yvonne & Christian (furt.ch) für die Empfehlung!

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Andere Länder, andere Sitten

Das Lachen in Laos ist ansteckend. Es gefällt uns sehr in diesem Land und wir wollen länger bleiben. Als Schweizer haben wir einen gewissen Vorteil: an der Grenze in Boten haben wir erfahren, dass wir als Schweizer 15 Tage visafrei in diesem Land rumreisen dürfen. Ein Blick ins Internet bestätigt diese Angaben. Luxemburg und Schweiz sind die beiden einzigen Länder, welche in den Genuss dieser Regelung kommen. Wie haben sich die beiden Bankenländer wohl diesen Vorteil verdient? Liegen etwa Schwarzgelder des Präsidenten bei uns auf den Konten? Uns soll es egal sein. ​

In Thakhek wollen wir einen kleinen Abstecher nach Thailand machen und so unsere Aufenthaltsdauer um eine zusätzlich Woche verlängern. Kurz vor der Stadt entdecken wir die Friendship Brücke. Im Internet haben wir gelesen, dass diese mit dem Fahrrad nicht befahren werden darf. Wir wollten deshalb eigentlich das Boot nehmen. Doch da es noch früh am Morgen ist, machen wir einen Abstecher zur Brücke und wollen selbst herausfinden, ob wir mit dem Velo nach Thailand fahren dürfen. Die Laoten winken uns wie immer freundlich zu und natürlich ist es kein Problem, um über die Brücke zu fahren. Wir fragen noch nach, ob wir denn auch wieder zurück fahren dürfen. Yes, same, same! Er fügt zwar nach einem kurzen Zögern noch ein maybe an, was uns jedoch nicht vom Versuch abhält. Nach 5 Minuten haben wir den Ausreisestempel im Pass und los geht es über den Mekong. Zuerst stehen wir noch kurz vor einem Lichtsignal. Dieses ist nötig, um den Verkehr auf den in Thailand herrschenden Linksverkehr umzuleiten. Gemütlich rollen wir über den Mekong. Auch bei der Einreise nach Thailand läuft alles rund. Nach 5 Minuten haben wir einen Stempel für 15 Tage Thailand im Pass, einer für 15 Minuten hätte gereicht. ​

Alena prüft für unseren baldigen richtigen Thailandaufenthalt schon mal die Toiletten und nach einer kurzen Pause in Thailand rollen wir schon wieder auf die Brücke zu. Der Grenzbeamte schaut zwar etwas komisch, aber wir scheinen nicht die Ersten zu sein, welche so einen Visarun durchziehen. Er drückt den Stempel in unseren Pass und schon sind wir wieder ausgereist. Gemächlich rollen wir wieder auf die Brücke zu, doch bald werden wir von einem Sicherheitsmann gestoppt. Fahrradfahren sei hier nicht erlaubt und wir müssen auf einen Bus umsteigen. Wir schauen in fragend an und erklären ihm, dass wir gerade vor 15 Minuten problemlos in die entgegengesetzte Richtung gefahren sind. Zur Unterstreichung der Aussage zeigen wir ihm noch unsere Pässe. Der arme Mann versteht die Welt nicht mehr, will uns aber nicht durchlassen. Wir erklären ihm mehrmals, dass es kein Problem sei und wir jetzt einfach fahren. Doch er will uns partout in einen Bus setzen. Irgendwann wird es uns zu bunt und wir fahren einfach los und lassen den verdutzten Mann stehen. Im Rückspiegel sehe ich, wie er sich kopfschüttelnd wieder auf seinen Stuhl setzt und die Mittagssonne geniesst. Wir lachen uns ins Fäustchen und freuen uns auf nochmals 15 Tage Laos.​

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Vom Regen in die Traufe

Von Tad Lo aus wollen wir eigentlich weiter nach Osten in die Nähe der vietnamesischen Grenze fahren. Von Attapeu aus gibt es einen Pfad, welche direkt durch den Dschungel zurück auf die Hauptstrasse in der Nähe von Pakse führt. Diese Piste ist allerdings nur in der Trockenzeit befahrbar, da es zahlreiche Flüsse zu überqueren gibt. ​

​Kurz bevor wir in Tad Lo eintreffen fängt es an zu regnen. Während den nächsten drei Tagen schüttet es leider beinahe ununterbrochen. Schnell wird uns klar, dass wir unseren Plan der Dschungeldurchquerung begraben müssen. Die Strecke wäre zu schlammig und die Flüsse zu hoch.

Deshalb fahren wir am dritten Tag nach Pakse, um von dort aus die Khmer Tempelanlagen von Champasak zu erkunden. Eine schöne, wenn auch weniger abenteuerliche Alternative.

Die Anlage liegt erhöht mit wunderbarem Blick auf den Mekong. Als wir von der Besichtigung zurück zu unserem Pino kommen werfe ich einen Blick auf den Rahmen und stelle mit Schrecken einen Riss an einer Schweissnaht fest. Dieser zieht sich beinahe um Dreiviertel des Unterrohres. Wir haben einen Rahmenbruch!​

​Schnellstmöglich kontaktieren wir unseren Fahrradhändler und stellen im Internet Nachforschungen an. Bald wird uns klar, dass wir nicht die einzigen Tourenfahrer mit Pino sind, welche dieses Problem hatten. Auf der Seite von threewheeling.net sehen wir, dass diese bereits 3 gebrochene Rahmen hatten und dies immer an der genau gleichen Stelle - dort wo auch unser Rahmen gebrochen ist.

Unser Fahrradhändler meldet sich sofort und meint, dass wir versuchen sollen jemanden zu finden, der uns den Rahmen schweissen kann. Er wird versuchen den Hersteller zu erreichen, was allerdings etwas schwieriger sein dürfte, da genau jetzt die Weihnachtsferien beginnen.​

Wir versuchen uns die Laune nicht verderben zu lassen und entspannen zuerst einmal 2 Tage auf den 4’000 Inseln im Mekong, bevor wir uns auf den Weg nach Stung Treng in Kambodscha machen und dort jemanden suchen, der Aluminium schweissen kann.

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Sabaidee Falang!

Von vielen Tourenfahrern haben wir gehört, wie wunderschön Laos zum Radfahren ist: wenig Verkehr, schöne Landschaft, herzliche Leute. Ich habe das Land vor fast 10 Jahren während einem Monat mit dem Rucksack bereist und war gespannt zu sehen, was sich in der Zwischenzeit verändert hat.​

Mit Freude stelle ich schon kurz nach der chinesischen Grenze fest, dass zumindest etwas kein bisschen anders ist: kaum haben wir die ersten Meter in Laos zurückgelegt, schallt uns schon von allen Seiten Sabaideeeee, Sabaideeeee! entgegen - Hallooooo, Hallooooo! Die Kinder rennen auf die Strasse, hüpfen vor Freude auf und ab und winken uns schon von Weitem wie wild zu und noch lange nach. Einige klatschen mit vollem Einsatz ab und rennen uns byebyeee schreiend hinterher. Auch von den Erwachsenen werden wir herzlich begrüsst. Es ist so überwältigend, dass wir den ganzen Tag mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht fahren.

Die Fahrt durch die kleinen Dörfer im Norden des Landes ist nicht nur wegen der Menschen und der Karstlandschaft wunderschön und eindrucksvoll. Die Leute hier leben in einfachsten Hütten aus Bambus. Ein Badezimmer besitzen sie nicht, sondern waschen sich in aller Öffentlichkeit am Dorfbrunnen oder an einem Bach. Da wird uns einmal mehr bewusst, was für ein Luxus Privatsphäre ist. Was bei uns selbstverständlich ist kennt man hier nicht. Und trotz ihres einfachen Lebens scheinen sie viel glücklicher und fröhlicher zu sein als der Durchschnittsbürger im Westen. Ihr Lachen ist wunderbar ansteckend, nichts scheint sie aus der Ruhe zu bringen.

Nicht nur die Körperpflege, sondern das gesamte Leben findet im Freien statt. Hängebauchschweine, Enten, Hühner, Welpen, Wasserbüffel, Ziegen - alles spaziert auf der Strasse herum oder wird am Strassenrand auf den Kochtopf vorbereitet. An Sonntagen scheint Schweinebraten beliebt zu sein: in verschiedenen Dörfern wurden am Strassenrand Schweine auseinander genommen, die Köpfe zierten den Wegesrand. Erwachsene wie Kinder machen sich mit der Steinschleuder bewaffnet auf die Suche nach Essbarem. Es gibt nichts, was nicht in ihr Nahrungsschema passt: Vögel, Fledermäuse, Mäuse ohne Flügel, Ratten, Frösche, Wiesel. Die Liste liesse sich noch ewig weiter führen - was dies anbelangt können Laoten den Chinesen durchaus das Wasser reichen!

Ein typisch laotisches Haus steht auf Stelzen. Oben ist der Wohnbereich und der untere Teil bietet viel Platz für Maschinen, zum Spielen, zum Erholen und zum Arbeiten. So entstehen an diesen Orten bunte Stoffe an der eigenen Webmaschine, von Hand geknüpfte Fischernetze oder selbst geflochtene Tierfallen, Körbe, Spielzeuge und weitere alltägliche Gebrauchsgegenstände aus Bambus.

Je südlicher wir kommen desto häufiger sind die Häuser aus Beton gebaut. Wir sind auch positiv überrascht, an wie vielen Schulen wir vorbei fahren. Das ist immer ein besonders schöner Moment. Meistens ist die Wiese vor einem Schulhaus voller Kinder, die Fussball oder kataw spielen - das funktioniert ähnlich wie Volleyball, nur viel akrobatischer, da jeder Körperteil ausser die Arme benutzt werden dürfen, um den Rattanball über das Netz zu befördern. Wir wurden noch jedes Mal entdeckt. Falang, Falang! - Ausländer! Worauf Dutzende Kinder gleichzeitig Sabaidee rufen und wir unter einer Welle von Jauchzern an ihnen vorbei rollen. Unglaublich, was für eine geballte Ladung Lebensfreude uns in solchen Momenten entgegen schwappt. Das geht mitten ins Herz - irrsinnig schön.

Viele Kinder besitzen ein Fahrrad, was ihnen den teils langen Schulweg erleichtert. Ab und zu wurden wir von einer Schar Schulkinder auf dem Nachhauseweg begleitet. Die Gelegenheit haben sie immer genutzt, um an ihrem Englisch zu feilen. What is your name? Where do you come from? What do you like about Laos? How many people are there in your family? What do you eat for lunch? Es waren immer dieselben Fragen in der immer selben Reihenfolge, genau wie sie es in der Schule gepaukt haben. Wir freuen uns zu sehen, wie eifrig, wissbegierig und aufgeschlossen die Kinder hier sind.

Schulmaterial ist hierzulande aber Mangelware. Das haben wir von anderen Fahrradreisenden gehört, die einen Einblick in den Schulalltag gewinnen konnten. Ein lokales Entwicklungsprojekt, welches sich diesem Problem angenommen hat, heisst Big Brother Mouse. Sie publizieren Bücher in laotischer Sprache und bringen sie zu Leuten, die zuvor teilweise noch nie ein Buch in der Hand hatten. Yvonne & Christian von furt.ch haben kurz vor ihrem Eintreffen in Luang Prabang spontan eine Spendenaktion gestartet und durften so bei einer Book Party dabei sein. Dank den Spenden ihrer Leser kann nun ein neues Buch produziert werden. Wer sich dafür interessiert dem empfehlen wir, ihre Erfahrung auf ihrem Blog nachzulesen und die tollen Bilder anzuschauen. Sehr berührend!

Für uns waren es sehr intensive und lehrreiche Wochen in Laos und wir können das Radfahren in diesem Land nur empfehlen. Es hatte jedoch vor allem im Norden viel mehr Verkehr auf den Strassen als erwartet. Das ist aber kein Problem, da die Laoten sehr rücksichtsvoll, wenn teilweise auch etwas schnell fahren. Im Norden hat man mit vielen Höhenmetern zu kämpfen, dafür wird man mit grandiosen Aussichten auf die Karstberge belohnt. Im Süden kann man es wieder etwas gemütlicher angehen, da es abgesehen vom Bolaven Plateau mehr oder weniger topfeben ist. Der Preis dafür ist eine ziemlich monotone Landschaft zwischen Vientiane und Pakse. Zum Glück sind da die fröhlichen Laoten, die einen die Etappen versüssen.

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Sonntagsarbeit

Den Trubel des selbsternannten Backpacker-Paradieses Don Det verlassen wir an einem Sonntag. Unser Ziel ist Stung Treng, die erste grössere Stadt im Norden Kambodschas. Im Internet und von anderen Reisenden wurden wir bereits über die korrupten Grenzbeamten vorgewarnt. ​

Als wir auf der laotischen Seite unsere Pässe zum ausstempeln übergeben, verlangt der Beamte auch gleich zwei Dollars pro Person - da heute Sonntag sei. Ich erkläre ihm, dass er gerne zwei Dollars haben könne, ich dafür aber eine Quittung erhalten wolle. Diese will er mir natürlich nicht geben, ich erhalte aber auch keinen Ausreisestempel. Er beharrt auf seinen zwei Dollars und ich auf meiner Quittung. Als ich seinen Namen wissen und seinen Personalausweis sehen will, wird es dem Beamten zu mühsam. Genervt schmeisst er mir unsere Pässe hin und schliesst das kleine Fenster. Der Trick mit der Quittung scheint also leider nicht zu funktionieren. Das Fenster öffnet sich erst wieder, als wir mit einem Dollarschein wedeln. Der Beamte sitzt leider am längeren Hebel und so einigen wir uns auf ein Schmiergeld von einem US Dollar pro Person für den Ausreisestempel ohne Quittung.​

Auf der kambodschanischen Seite wiederholt sich das Ganze, allerdings werden hier die Schmiergelder geschickter versteckt. Als erstes müsste man sich einem Gesundheitscheck, welcher unter dem Vorwand der Malariabekämpfung läuft, unterziehen. Hier wird einem kurz die Temperatur gemessen und danach wird ein Untersuchungsgeld von einem Dollar verlangt. Mit dem Zettel, der den Untersuch bescheinigt, erhält man anschliessend das Visum. Von anderen Reisenden wussten wir, dass dieser Zettel für das Visum nicht nötig ist. Deshalb ignorieren wir den Gesundheitscheck und den energisch winkenden Beamten und steuern das Visabüro an. Dort füllen wir einen Visaantrag aus und erhalten mühelos ein Visum für 30 Tage direkt vor Ort. Allerdings kostet das Visum nicht wie überall in den Reiseführern erwähnt 20 US Dollar, sondern ganz offiziell 25 US Dollar. Ob diese 5 Dollar nun in die Taschen der Beamten wandern oder ob es in letzter Zeit tatsächlich eine Erhöhung der Gebühr um 5 Dollar gab? Wohl eher Ersteres. Wir freuen uns trotzdem auf ein spannendes Land und lassen uns durch die korrupten Beamten die Laune nicht verderben. ​

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