Malawi

10.12.2014 - 24.1.2015 Statistik

Statistik Malawi

  1. 45 Tage im Land
  2. 29 Nächte in Unterkunft
  3. 2 Nächte Privat
  4. 14 Nächte im Zelt
  5. 19 Tage im Sattel
  6. 1406 km / 9513 hm
  7. 2 Pannen

Unsere Route auf Google maps

Geduld, Geduld

Wir erleben momentan so viel, dass wir noch keine Zeit hatten, unseren Blog zu aktualisieren. Wir holen dies so schnell wie möglich nach!

Und plötzlich war es still

​Da steh ich nun, einsam und verlassen auf dem Camping in Nakhata Bay. Alena ist gerade mit einem Taxi davon gebraust. Sie hat die Notbremse gezogen. Die Hitze war für sie zu viel. Tägliche Migräneattacken machten das Reisen für sie zur Qual. Nach längerem Research im Internet und Studium einiger Bücher erhofft sie sich durch eine Ernährungsumstellung Hilfe. Deshalb fährt sie nun nach Blantyre, der grössten Stadt Malawis. Dort hat sie sich in einer Lodge mit Küche ein Zimmer für einen Monat gemietet. Blantyre ist auch eine Stadt mit Supermärkten nach westlichem Standart. Dort sollte sie die Lebensmittel für die Ernährungsumstellung finden.

Ein komisches Gefühl. Nachdem wir nun seit mehr als zwei Jahren täglich auf engstem Raum zusammen unterwegs waren, steh ich nun alleine da. Auch wenn ich ab und zu Witze gemacht habe und behauptete, dass ich Alena auf dem Königinensitz durch die Welt chauffiere, vermisse ich sie schon auf der ersten Etappe. Wenn ich so zurückdenke, was wir in den letzten zwei Jahren alles gemeinsam erlebt haben, dann ist dies einfach der Wahnsinn. Und wie viele Sachen ich wohl alleine verpasst hätte? Alena hat mir oft Sachen gezeigt, die mir gar nicht aufgefallen sind. Oft waren es Kleinigkeiten. Aber schon nach den ersten Metern, die ich alleine zurücklege, fehlt mir die «Quaseltante» auf dem Vordersitz. Und nun soll ich einen Monat so unterwegs sein?

Am Abend habe ich nun zwar weniger müde Beine, da ich weniger Gewicht durch die Gegend fahren muss. Aber dafür habe ich Muskelkater in den Armen vom vielen Winken. Wenn wir zu zweit unterwegs sind ist dies jeweils Alenas Aufgabe. Aber nun muss ich diesen Job auch noch übernehmen.

Auf dem Campingplatz, wo ich am ersten Abend mein Zelt aufschlage, ist es dann vorbei mit der Ruhe. Ein Overland-Bus hat sich auf dem Campingplatz niedergelassen. Overlander-Busse sehen wir oft in Afrika. Es sind Busse gefüllt mit Jugendlichen, welche organisiert durch Afrika fahren und oft Party feiern. Zum Glück war die Truppe gestern schon auf dem Camp und die grosse Party fand am Abend vorher statt. An Schlaf wäre sonst nicht zu denken gewesen.

Auf schnellstem Weg fahre ich Richtung Blantyre. Ich will dort Weihnachten zusammen mit Alena verbringen. Die Strecke geht meistens flach dem riesigen Malawi-See entlang. Das Radfahren hier in Malawi ist ein Genuss. Es hat kaum Verkehr auf den gut ausgebauten Strassen. Das Benzin ist mit 2 USD pro Liter für die meisten Malawier zu teuer. Darum benutzen die Einheimischen meistens das Fahrrad. Eigentlich hätte ich oft Personen auf dem Frontsitz des Pinos mitnehmen können. Doch viele Malawier bieten Fahrradtaxis an und ich will niemandem das Business wegnehmen.

Kurz vor Blantyre werde ich bei einer kurzen Verpflegungspause von einem Betrunkenen angebettelt. Zuerst will er meine leere Wasserflasche. Ich mache ihm klar, dass ich pro Tag bis zu 10 Liter Wasser zu mir nehme und deshalb meine leere Flasche definitiv brauche. Danach fragt er nach Geld. Natürlich verneine ich wieder. Dies macht in aggressiv und er reisst mir meine Kekspackung aus der Hand. Vehement fordere ich sie zurück, worauf der Betrunkene Richtung Pino läuft und es einfach umschmeisst. Nun werde auch ich relativ laut und schnauze ihn an. Er ballt die Faust und ich nehme sicherheitshalber mal den Pfefferspray in die Hand, welcher eigentlich für Hunde gedacht ist. Zum Glück sehe ich dann in der Ferne einen Minibus auf uns zukommen. Sofort signalisiere ich dem Fahrer, dass er stoppen soll. Als dieser anhält, macht sich der Betrunkene schleunigst aus dem Staub. Nachdem ich dem Minibusfahrer erkläre was passiert ist, wartet er noch ein wenig bei mir. Als zwei einheimische Velofahrer vorbeikommen, stoppt er sie und weist sie an, mich für die nächsten Kilometer zu eskortieren.

In Blantyre feiern wir dann Wiedersehen und Weihnachten. Eigentlich war mein Plan, nach einigen Tagen weiter südlich zu fahren, um dort einen Nationalpark zu besuchen. Doch es regnet praktisch ununterbrochen, weshalb ich mich entscheide, länger in Blantyre zu bleiben. Die Entscheidung erweist sich als richtig. Der Süden des Landes wird regelrecht überflutet. Zahlreiche Menschen verlieren in den Wassermassen tragischerweise ihr Leben und hunderttausende Personen werden obdachlos. Der Präsident von Malawi fordert sofort Internationale Hilfe an. Unsere österreichischen Freunde Carina und Hannes, welche wir im Norden Malawis kennenlernten, organisieren zusammen mit einer anderen Österreicherin Hilfspakete mit Decken, Kerzen und etwas Essen. Doch ihr Vorhaben wird gestoppt/gebremst. Die Pakete dürfen erst verteilt werden, nachdem der Präsident die Krisenregion besucht hat und dort als Erster für die notleidende Bevölkerung gespendet hat. Der gestresste Herr Präsident hat aber erst in 5 Tagen Zeit, um der Gegend einen Besuch abzustatten, wie Fluten Malawi auf ihrer Facebook-Seite publiziert hat. Wir können nur den Kopf schütteln. In Alenas Lodge sind zahlreiche westliche Medizinstudenten untergebracht, die in Blantyre ein Praktikum absolvieren. Sie berichten von chaotischen Zuständen im Spital. Es gibt kein fliessend Wasser und oft auch keinen Strom. Operationen können nicht mehr vorgenommen werden, da die Utensilien nicht mehr sterilisiert werden können. Nach Geburten kann nicht mehr sauber gemacht werden und Wasser für das Händewaschen fehlt. Und dies während mehreren Tagen - unvorstellbar. Auch jetzt, mehr als 1.5 Monate nach den Überschwemmungen, funktioniert vieles/einiges noch nicht und viele Menschen leben nach wie vor in Notunterkünften.​

Nach zwei Wochen in Blantyre verabschiede ich mich wieder von Alena. Ich fahre in die Hauptstadt Lilongwe, von wo aus wir dann wieder zusammen weiterfahren. Auch auf dem Weg nach Lilongwe begleitet mich ein ständiger Regen. Als wir im Dezember im Norden Malawis einreisten, haben die Menschen gebetet, dass der jährliche Regen endlich kommen soll. Nun gut einen Monat verspätet wurden die Gebete erhört und der Regen scheint sein zu spätes Eintreffen mit einer erhöhten Menge kompensieren zu wollen.

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Nicht dumm genug

​Nach 5 Wochen sind wir endlich wieder zusammen unterwegs. Endlich kann ich all die Eindrücke wieder mit Alena teilen. Ich geniesse die Fahrt so richtig.

Als Einstieg nach der langen Pause haben wir uns eine kurze Strecke vorgenommen. Auf der Karte haben wir gesehen, dass es nach 50 km eine etwas grössere Ortschaft Namens Namitete gibt. Dort vermuten wir eine Unterkunft für die Nacht. Doch als wir einfahren sieht das Kaff ziemlich einsam und verlassen aus und unser Optimismus, hier eine Bleibe für die Nacht zu finden, schwindet. Bei der Wasserstelle des Dorfes entdecken wir auch die Polizeistation. Ich schlage vor, dass wir bei der Polizeistation fragen, ob wir bei ihnen campen dürfen, falls wir kein Resthouse finden. ​

Nach einigem Suchen finden wir dann doch noch ein Dach über dem Kopf. Es handelt sich allerdings eher um einen Stall als ein Zimmer und das Bett könnte auch gut als Hängematte durchgehen. Aber für 4 USD für’s Zimmer kann man ja auch nicht allzu viel erwarten. Fliessend Wasser gibt es natürlich auch keines. Deshalb machen wir uns auf den Weg zur Wasserstelle. Durch ein offenes Tor bei der Polizeistation erreichen wir diese und eine ältere Dame hilft uns sofort beim Wasserflaschen füllen. Kaum mit Pumpen angefangen ruft uns ein Polizist zu sich. In der Annahme, dass er nur kurz mit uns plaudern will, mache ich ihm klar, dass wir erst unsere Wasserflaschen füllen und nachher zu ihm kommen. Das scheint für ihn ok zu sein.

Nachdem alle Flaschen gefüllt sind und wir uns bei der Dorfbewohnerin bedankt haben, melden wir uns wie versprochen beim Polizisten. Ziemlich schroff fragt er uns wie es uns geht und wer uns denn erlaubt habe dieses Grundstück zu betreten. Wir schauen ihn überrascht an und warten auf eine freundliche Regung in seinem Gesicht. Doch er bleibt ernst und wiederholt seine Frage. Amüsiert antworten wir ihm, dass das Tor offen stand und nirgendwo eine Verbotstafel zu sehen war. Das Gelände sei weiter oben ja auch offen zugänglich. Falls es verboten sei durch dieses Tor zu gehen, dann sollen sie dies doch bitte auch so anschreiben. Die ganze Szene wird von einem weiteren Dorfbewohner still beobachtet. Der Polizist wird nun noch ernster und sagt, dass wir mit zu der Polizeistation kommen müssen. Wir lachen nur und verabschieden uns. Als wir das Gelände durch das offene Tor verlassen, ruft uns der Polizist nach, dass er uns gleich verhafte. Unsere lachende Reaktion auf diese Drohung gefällt dem Polizisten wohl gar nicht, so meint er noch: «You are very stupid!» Ok, aber auf jeden Fall nicht dumm genug, um auf seinen Bestechungsversuch reinzufallen.​

Gemütlich laufen wir zurück zu unserer Bruchbude. Auf dem Weg dorthin treffen wir auch noch auf den Dorfbewohner, welcher die ganze Szene beobachtet hat. Er entschuldigt sich bei uns für den Polizisten und meint nur: «It’s very shameful». ​

Kaum zurück in unserer Unterkunft beginnt es heftig zu regnen und wir merken bald, dass das Dach nicht ganz dicht ist. Es tropft genau auf das Bett. Ich schlage vor, dass wir zurück zur Polizeistation gehen und uns verhaften lassen. Dort hätten wir sicher ein dichtes Dach über dem Kopf. Doch der Regen stoppt und wir geniessen eine ruhige Nacht in unserer „Hängematte“.​

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