Geduld, Geduld
Wir erleben momentan so viel, dass wir noch keine Zeit hatten, unseren Blog zu aktualisieren. Wir holen dies so schnell wie möglich nach!
Wir erleben momentan so viel, dass wir noch keine Zeit hatten, unseren Blog zu aktualisieren. Wir holen dies so schnell wie möglich nach!
In Dushanbe treffen wir auf viele Gleichgesinnte. Radler aus aller Welt versammeln sich im Adventurer’s Inn oder im Cafe Segafredo. Auch ein iranisches Radlerpaar lernen wir kennen. Ihre Geschichte ist bemerkenswert. So fassten sie den Beschluss auf eine lange Fahrradreise zu gehen, obwohl die Frau noch gar nicht Fahrradfahren konnte.
Kurz entschlossen kauften sie sich in Teheran ein Rad und machten die ersten Geh- bzw. Fahrversuche. Doch es kam wie es kommen musste. Sie stürzte nach dem Zusammenstoss mit einem Auto so unglücklich, dass sie mehrere Finger brach und für längere Zeit ausser Gefecht gesetzt wurde.
Den Stadtverkehr Teherans wollte sie sich für weitere Probeversuche nicht mehr antun. Deshalb flogen sie kurz entschlossen mit samt Gepäck in die Türkei und starteten dort in ihr Radabenteuer, ohne dass sie richtig Fahrradfahren konnte. Ihr Mut wurde belohnt, mittlerweile sind sie schon längere Zeit unterwegs und das Fahrradfahren hat sie perfekt im Griff. Wir ziehen den Hut!
Als wir vor unserer Abreise in der Schweiz von unseren Plänen erzählten, hörten wir oft, dass man selbst gerne so etwas machen würde, dass einem aber der Mut dazu fehle. Geschichten wie diese sollen all jene inspirieren. Nur Mut, es ist alles möglich!
0 KommentareZuerst müssen wir auch in Tadschikistan gegen Wind und Hitze ankämpfen. Kurz vor den ersten beiden 3’000 Meter Pässen zelten wir an einem schönen See. Endlich kommt am Abend die erhoffte Abkühlung und wir geniessen die wunderschöne Landschaft. Doch leider wird es nichts mit einer Pässefahrt am nächsten Tag. Ein erstes Mal schlägt die Seuche zu. Alena liegt mit Fieber, Schüttelfrost und Durchfall flach. Ein erster Verdacht fällt auf Überhitzung. Doch als auch am nächsten Tag keine Besserung eintritt, ist für uns klar, dass wir die Pässefahrt im Auto verbringen werden. Wir verabschieden uns von Philipp und Manuela, welche wir in ein paar Tagen in Dushanbe wieder treffen werden. Alena und ich ziehen uns in ein Hotel zurück. Dort erwischt es dann auch mich. So liegen wir während drei Tagen in einem ziemlich heruntergekommenen Hotelzimmer im Norden Tadschikistans.
Die Fahrt im Auto nach Dushanbe erweist sich als beinahe anstrengender als auf dem Fahrrad. Die Strasse ist in einem üblen Zustand und wir werden kräftig durchgeschüttelt. Beim zweiten Pass, dem Anzobpass, erwartet uns ein Höllenschlund. Unglaublich, was hier als Tunnel auf einer Hauptverbindungsachse dient. Kein Licht, keine Belüftung, riesige Schlaglöcher, Steine, überall Wasser, aus dem Boden ragende Armierungseisen. Und dies während 5 Kilometern. Dies wäre mit dem Fahrrad zu einer Horrorfahrt geworden. Der Rest der Strecke lässt unser Radlerherz bluten; wie schön wäre es gewesen, diese Strecke mit dem Pino zurückzulegen. Die Landschaft fliegt im Auto nur so an einem vorbei.
In Dushanbe erholen wir uns eine Woche lang, während Philipp und Manuela ihr Visum verlängern. Für zwei zusätzliche Wochen warteten sie eine Woche.
Neu zu fünft verlassen wir die Stadt in Richtung Pamir. In Dushanbe stiess noch Esther zu uns. Sie ist eine Kollegin von den beiden und reist nun einen Monat mit ihnen durch Tadschikistan. Wie es der Zufall so will, kennen sich Esther und Alena vom Trampolinspringen. Ein Wiedersehen nach 17 Jahren.
Der erste Teil der Strecke nach Khorog führt dem Fluss Vakhsh entlang. Hier wird gerade an einem der grössten Staudämme der Welt gebaut. Die ganze Gegend wird in ein Paar Jahren geflutet werden. Dementsprechend ist auch der Zustand der Strasse. Wer nimmt schon Geld in die Hand, um eine dem Untergang geweihte Strasse zu sanieren? Dafür entschädigt die Landschaft für die Strapazen. Wunderschöne Berge, herrliche Schluchten, grüne Wiesen und ein Fluss mit riesigen Deltas begleiten uns während der Fahrt.
Als wir uns in der Anfahrt zum 3’252 Meter hohen Sagaridashtpass befinden, schlägt die Seuche wieder zu. Nach dem Mittagshalt wird es mir plötzlich übel und kurze Zeit später liege ich irgendwo zwischen Büschen. An Fahrradfahren ist heute nicht mehr zu denken. Dankend nehmen wir im nächsten Dorf eine Einladung von einer Familie zum Übernachten an.
Am nächsten Tag geht es mir schon wieder einiges besser und wir setzen die Fahrt fort. Der Pass zieht sich lange den Berg hoch. Eine anstrengende Sache mit dem Pino, aber wir schaffen es und die Freude oben auf dem Pass ist riesig. Die anschliessende Abfahrt ist einfach unbeschreiblich. Die Strasse schlängelt sich in den Felsen den Berg runter. Wir geniessen die Schussfahrt und sind noch während dem Abendessen wie berauscht von den Eindrücken.
Der nächste Morgen bringt dann wieder eine Ernüchterung. Nun hat es Esther erwischt und nach 6 Kilometern geht es nicht mehr weiter. In Kalaichum suchen wir uns ein Guesthouse. Esther versucht sich zu erholen und wir anderen geniessen die Aussicht über den Grenzfluss nach Afghanistan. Ein komisches Gefühl, wenn man nur noch einen Steinwurf von einem Land entfernt ist, über welches man in unseren Medien nur Schreckensmeldungen hört. Im Verlaufe des Tages ist klar, dass Esther auch am nächsten Tag nicht weiterfahren kann. Sie wird auf ein Auto umsteigen, während wir anderen mit dem Fahrrad weiterfahren.
Doch die Seuche hat einen anderen Plan. Während der Nacht erwischt es Alena und so fahren am nächsten Tag nur Philipp und Manuela in Richtung Khorog. Wir erholen uns zwei weitere Tage und verladen anschliessend unser Gepäck in einen Opel Astra und schnüren das Fahrrad von Esther und unser Pino aufs Dach. Einmal mehr sind wir erstaunt, was in diesen Ländern alles in und auf ein Auto passt. Und einmal mehr reut es uns, eine wunderschöne Strecke nicht mit dem Rad fahren zu können.
Nach den vielen Krankheitstagen haben wir nicht mehr viel Speck auf den Rippen und die Hosen sind uns viel zu gross. Neuer Diät-Tipp: 3 Wochen Ferien in Tadschikistan.
0 KommentareAuf Grund der vielen Krankheiten haben wir einiges an Zeit verloren. Da wir möglichst viel von Tadschikistan sehen wollen, entschliessen wir uns, in Khorog einen Jeep samt Fahrer zu mieten und damit während 4 Tagen die Gegend zu erkunden. Am ersten Tag fahren wir durch das Tal der Könige, genannt Shokh Dara. Landschaftlich unbeschreiblich schön, doch leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Am Ende des Tales zwingt uns ein reissender Fluss zur Rückkehr nach Khorog. Eine Flussüberquerung ist schlicht nicht möglich und auch auf der Rückfahrt müssen wir zuerst auf den Bagger warten, welcher uns die Strasse von einer Schlammlawine befreit.
Die Blockade erweist sich aber als Glücksfall. Wir erreichen am Freitag Abend Iskashim. Jeden Samstagmorgen findet auf einer Insel im Fluss Panj im Niemandsland der grenzüberschreitende Markt mit Afghanistan statt. Allerdings war dieser während der letzten sieben Wochen geschlossen. Begründungen gibt es viele, aber wieso genau er nie mehr stattfand, weiss niemand. So sind gemäss den einen die Talibans Schuld, andere sehen die Ursache in einer Typhusepidemie. Für uns spielt es keine Rolle. Als wir am Samstag nämlich zum Markt gehen, heisst es, dass er stattfinde. So öffnen sich plötzlich die Tore und von der afghanischen Seite der Grenze stürmen die Händler schwerbeladen mit der Ware zum Marktplatz. Eine unbeschreibliche Szenerie spielt sich vor unseren Augen ab. Wir sitzen einfach nur da und geniessen den Moment. Riesige Wagen werden von mehreren Personen in Schwerstarbeit über die holprige Piste gezogen und im Nu sind die Verkaufsflächen bereitgestellt.
Wir schlendern durch den Markt und geniessen das exotische Ambiente. Die Afghanen sind unglaublich freundlich und entsprechen dem bei uns vorherrschenden Bild in keiner Weise. Immer wieder kommen wir mit ihnen ins Gespräch und dürfen sie fotografieren. Bald haben wir auch schon die erste Einladung zu einem Afghanen nach Hause. Wir müssen auf Grund des fehlenden Visas ablehnen. Es wäre bestimmt ein spannendes Erlebnis geworden.
Dass die Afghanen auch sehr impulsiv sein können, erleben wir ebenfalls. Zwei Männer schlagen beim Streit um eine Verkaufsfläche aufeinander ein und erst das beherzte Eingreifen der anwesenden Polizei bringt die Fäuste zum Stillstand.
Im Laufe des Morgens erleben wir auch Trauriges. Gleich mit zwei Männern kommen wir ins Gespräch, welche eigentlich in Kabul leben. Sie sitzen nun aber schon seit mehreren Wochen hier im Wakhan-Tal fest und können nicht zurück zu ihren Familien, da die Taliban anscheinend in gewissen Gebieten wieder auf dem Vormarsch sind und der Weg zurück nach Kabul zu gefährlich wäre. Einem der beiden Männer tränen beim Erzählen die Augen. Auch wir sind gerührt und drücken unser Mitgefühl aus.
Um ein unbeschreibliches Erlebnis reicher machen wir uns am Mittag auf die Weiterfahrt. Der Jeep bringt uns auf holprigen Strassen durchs Wakhan Tal und danach auf dem Pamir Highway zurück nach Khorog.
0 KommentarePamir. Wir stehen vor einem der höchsten befahrbaren Bergtälern der Welt. Kurz davor haben uns die kleinsten Lebewesen auf Erden alle Kraft geraubt. Ob wir die 6 Pässe über 4000 Meter schaffen?
Die Sorge erweist sich als unbegründet. Wir legen täglich an Kraft zu, die Steigungen auf die Pässe sind meist angenehm und die Strasse fast durchgehend asphaltiert. Bis auf den Abstecher zum Bulunkul-See. Wir staunen, dass wir mit unserem Tandem auch die übelsten Offroad-Pisten meistern. Nie hätten wir das gedacht. Nun kann uns fast nichts mehr aufhalten.
Lange haben wir uns gefreut, den Pamir Highway per Rad zu durchqueren. Wie überwältigend es tatsächlich wird haben wir uns uns in den schönsten Träumen nicht ausmalen können. Klare Bäche, schroffe Felswände, gastfreundliche Menschen, tiefblaue Seen, salzverkrustete Wiesen und kleine Geysire. Endlose Ebenen, eingefasst von schroffen Bergketten. Dahinter die verschneiten Gipfel der umliegenden Siebentausender. Rote und grüne Steine am Wegesrand. Rötlich schimmernde Murmeltiere, dreimal so gross und fett wie jene in den Alpen. Berge so farbig gemustert, als hätte ein Maler seine Farbtöpfe darauf ausgeleert. Die Felsen leuchten in orange, aubergine, anthrazit, rot, beige, petrol und allen möglichen Brauntönen. Tausendmal sind sie ineinander gefaltet und präsentieren sich in immer neuen Formen.
Die Höhenluft, der teils eisige Wind und die Schönheit der Landschaft rauben uns den Atem.
0 KommentareDie Duffourspitze ist mit 4’634 Meter über Meer der höchste Berg der Schweiz. Eine Strasse dort hoch gibt es zum Glück bis jetzt noch keine. Wer aber mit einem Fahrzeug oder mit dem Fahrrad mal auf einen so hohen Berg fahren will, dem bietet sich auf dem Pamir Highway die Möglichkeit dazu. Der Aik Batal Pass überragt die Duffourspitze noch um 21 Meter.
Die Anfahrt zum Pass ist, so fern man gut akklimatisiert ist, gemütlich. Die letzten 300 Höhenmeter haben es aber in sich. Die Strasse steigt steil an und die Luft wird immer dünner. Alena und ich kämpfen uns langsam den Berg hoch. Immer wieder machen wir Pause und geniessen die traumhafte Landschaft. Einzig die drohenden Wolken machen uns Sorgen und ermahnen uns, nicht zu lange stehen zu bleiben. Als wir erschöpft aber überglücklich die Passhöhe erreichen, reicht die Zeit gerade noch, um eine warme Schicht Kleider und darüber die regendichten Sachen anzuziehen. Auf der Abfahrt geraten wir in einen Schneesturm. Im Nu sehen wir aus wie Schneemänner.
Zum zweiten Mal auf unserer Reise fahren wir durch Schneegestöber. Beim ersten Mal war die Stimmung ziemlich am Boden, da wir unsere letzten Meter zurücklegten, bevor wir von Istanbul aus auf Grund von Alenas Beschwerden die Rückreise in die Schweiz antreten mussten. Diesmal fahren wir schmerzfrei durch den Schnee, aber die klirrende Kälte verhindert eine Genussfahrt. In Karakul tauen wir in einem Homestay wieder auf.
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